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Monitoring von Connected TV Benutzeroberflächen

Eine Studie von Facit Digital im Auftrag der Medienanstalten

Connected TV

Eine systematische Untersuchung von Connected TV Benutzeroberflächen

Benutzeroberflächen, also Electronic Programme Guides (EPGs), Navigatoren, Listen oder Applikationen, ermöglichen neben der Auffindbarkeit auch die unmittelbare Auswahl von Programminhalten durch die Zuschauer. Um Transparenz für Nutzer und Plattformbetreiber herzustellen, veröffentlichen die Medienanstalten regelmäßig die Programmlisten der Plattformanbieter sowie die jeweilige Sortierlogik mit den Kriterien der Listung, die bei allen Anbietern unterschiedlich ausfallen. 

Facit Digital hat im Auftrag der Medienanstalten im April 2017 die Benutzeroberflächen ausgewählter Smart-TV-Geräte und Set-Top-Boxen einer systematischen Analyse unterzogen.

Ergebnisse

Die Senderlistung nach der Erstinstallation folgt bei fast allen untersuchten Geräten keinem erkennbaren Muster und ist für eine herkömmliche Fernsehnutzung kaum brauchbar. Es ist dabei nicht erkennbar, dass bestimmte Sender oder Sendergruppen in der Ausgangslistung bevorzugt oder benachteiligt würden.

Gleichzeitig stellen die Hersteller u.E. nur unzureichende Hilfestellungen für eine nutzerdefinierte Sortierung bereit. Alle von uns befragten Gerätenutzer hatten die erhebliche Mühe auf sich genommen, die Sender neu zu sortieren. Für dieses offenbar ausgeprägte Nutzerbedürfnis bieten die Hersteller nur unbefriedigende Lösungen an. Dies erstaunt umso mehr, als sinnvolle initiale Sendersortierungen in der Vergangenheit bereits ein Standard-Feature der meisten Fernseher und Videorecorder waren.

Formelle Anforderungen an den diskriminierungsfreien Zugang zu linearen Fernsehinhalten werden von allen Herstellern eingehalten. Alle Geräte bieten den Nutzern Navigationshilfen wie nicht vorbelegte Favoritenlisten sowie thematische Listen (z.B. nach Genres oder Senderarten) an. Dies scheint in der Praxis aber wenig relevant zu sein, wie die Nutzeraussagen der Studie nahelegen.

Gleichzeitig machen es die Hersteller den Nutzern hingegen leicht, Abrufinhalte zu nutzen. Die entsprechenden Portale sind über dedizierte Fernbedienungstasten sofort funktionsfähig. Einige bieten sogar gesonderte Hard Keys für Dienste wie Netflix an. Streaming-Apps wie YouTube, maxdome, Netflix und Amazon sind in der Regel prominent in den Herstellerportalen platziert.

Das Verschieben von Apps ist zwar bei den meisten Geräten möglich, wird aber in der Realität praktisch nicht durchgeführt. Das Entfernen vorinstallierter Apps aus der Hauptansicht ist bei vielen Herstellern hingegen nicht erlaubt. Die Installation weiterer Apps über App Stores ist bei den meisten Herstellern möglich. Die Aussagen der Studienteilnehmer deuten aber darauf hin, dass dies kaum genutzt wird. Die Hersteller haben somit de facto einen bedeutsamen Einfluss auf die letztlich verwendeten Dienstanbieter.

Empfehlungssysteme für Abruf- und lineare Inhalte sind inzwischen auf den meisten aktuellen Geräten zu finden. Hier haben die Hersteller durch die Auswahl präferierter Partner einen gewissen Einfluss auf die empfohlenen Inhalte. Gleichwohl scheinen anbieterübergreifende Empfehlungen für die Nutzer aktuell nicht sehr relevant zu sein.

Diese Erkenntnisse lassen u.E. die Vermutung zu, dass die Hersteller neben der Erfüllung formeller Kriterien wenig Interesse haben, den Nutzern den Zugang zum linearen Fernsehprogramm im Allgemeinen zu erleichtern. Stattdessen bemühen sich die Hersteller offenbar, den Zugriff auf ausgewählte VoD-Anbieter so einfach wie möglich zu gestalten. Neben technischen Gründen könnten neue Erlösquellen für die Hardwarehersteller ein Grund für diesen Umstand sein. Je mehr Sehdauer der Gerätenutzer auf Abrufinhalte entfällt, desto attraktiver wird eine Präsenz für Drittanbieter auf den jeweiligen Herstellerplattformen. Der allgemeine Trend zur Nutzungsänderung in Richtung nichtlineare Inhalte scheint hierdurch zumindest begünstigt zu werden.

Der Trend, den Nutzern VoD-Angebote über Empfehlungen schmackhaft zu machen, ist auch bei den Empfehlungssystemen der Plattformanbieter zu beobachten. Die Empfehlungen für Abrufinhalte sind sehr prominent im Hauptmenü platziert und das Hauptmenü ist bei Vodafone Giga TV und beim Sky Receiver als erstes nach dem Einschalten sichtbar. Der Fokus liegt bei allen Anbietern auf Abrufinhalten der eigenen Plattform; Sky ist hierbei am konsequentesten und zeigt ausschließlich eigene Inhalte an. Sky bietet darüber hinaus einen besonders einfachen Zugang zu seinen Abrufinhalten über einen Soft Key der Fernbedienung.

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